Transformation nach Corona

Von Thomas Huber | Juli 2020

Die Corona-Krise hat die Digitalisierung in den Unternehmen weltweit deutlich beschleunigt. Denn viele Prozesse und Abläufe aus der Vor-Corona- Zeit funktionieren jetzt nicht mehr. Doch was ist nach der Krise? Fallen wir zurück in alte Muster? Krisenzeiten sind immer auch Zeiten, in denen neue Ideen ihre Chance bekommen. In der Krise wachsen Menschen über sich hinaus, entwickeln gute Ideen, praktische Lösungen und innovative Konzepte. Und hier zeigt sich wieder, dass jene, die sich auf das Neue vorbereiten, schneller und gestärkter aus einer Krise hervor kommen.

Fokus aufs Wesentliche!
Die Corona-Krise wird den strategischen Anpassungsprozess in vielen Unternehmen beschleunigen. Jetzt geht es darum, Liquidität und Arbeitsplätze in den Kernbelegschaften zu sichern. Für ungezügelte Kreativität ist kein Geld mehr da, eine Zweckorientierung ist gefordert. Waren digitale Zukunftslabore in der Vergangenheit oftmals von den harten Umsatzzielen befreit, um ihnen kreative Freiheit zu geben, werden sie angesichts der Corona-Krise neu überdacht.

Das Ende der Labore
Viele Unternehmen verabschieden sich jetzt von ihren Transformationsprojekten und Digital-Laboren:

  • Der Aufsichtsrat von ProSiebenSat1 will mittelfristig einen Käufer für die digitalen Tochtergesellschaften finden und sich wieder seinem Kerngeschäft Entertainment zuwenden. Bei Daimler wird ein Käufer für die Zukunftseinheit Lab 1886 gesucht.
  • Bei Siemens wird die interne Kritik an der Zukunftseinheit Next47 immer lauter.

Viele Vorstände haben sich große Disruptionsgewinne erhofft und sind nun enttäuscht.Oft fehlten harte Ziele und eine klare Einbindung der Transformation in die Unternehmensstrategie.

Die Corona-Krise stellt die digitale Transformation vom Kopf auf die Füße!
Die Corona-Krise ist eine Chance, digitale Transformation neu zu denken:

  • In der Transformation geht es nicht darum, im Umfeld eines Unternehmens oder eines Produktes disruptive Aha-Momente zu erzeugen.
  • Die Transformation muss in das Herz des Unternehmens vorstoßen und Teil der gesamten Unternehmensstrategie werden.
  • Es geht bei der digitalen Transformation darum, das Unternehmen radikal auf das Nötigste und Wichtigste auszurichten: Auf das Erzeugen von Innovationen, die wirklich beim Kunden ankommen und dort Wert erzeugen!

Digitale Transformation neu denken
Den Unternehmenswert können wir nur steigern, wenn wir neue Werte für Kunden schaffen. Werte schaffen wir nur, wenn wir die Optionen des digitalen Wandel effektiv nutzen, herausragende, relevante sowie differenzierende Kundenerlebnisse zu realisieren. Und in dem wir gleichzeitig die Ressourcen der Unternehmung fokussieren und optimal nutzen. Dabei ist nicht nur die Effizienz der Massnahmen (z.B. Kostenreduktion) erfolgsentscheidend, sondern vor allem der Effekt, der beim Kunden ausgelöst wird. Die Qualität der Customer Experience – als Summe aller Interaktionen, die ein Kunde mit einer Marke im Laufe der Zeit hat – bestimmt den Wert eines Unternehmens. Die Kundenrelevanz und die Marktdifferenzierung einer Customer Journey bestimmt, ob ein Wettbewerbsvorteil und Premium-Preis erzielt werden kann.

Unternehmensführung heisst: Effektiv gestalten
Voraussetzung für eine wertgenerierende Organisation ist ihre Fähigkeit, Kundenbedürfnisse zu erkennen und diese in stimmige Kundenerlebnisse zu übersetzen. Im Kern dieser Arbeit, steht die Fähigkeit, effektiv zu gestalten, um jene Angebote zu erzeugen, die eine eindeutige, differenzierende Identität vermitteln. Zudem müssen die Angebote für die Zielkunden relevant sein, indem sie neben der Leistung auch ein passendes, konsistentes und kohärentes Erlebnis liefern. Je effektiver ein Unternehmen diese Erlebnisse gestalten kann, desto höher ist die Value Creation, die der Kunde zurückgibt. Durch die gezielte und strategische Anwendung von Gestaltung in Positionierung, Prozess und Umsetzung, entstehen differenzierende und für Kunden relevante Angebote mit hohen Margen — weil sie begeistern und Loyalität fördern! Gleichzeitig ist der umfassende Einsatz von Gestaltung der Schlüssel zur Steigerung der Effektivität von Ressourcen: Nur wenn man Gestaltung führt, kann man das volle Potenzial entfalten. Strategien werden dann zielgerichtet, Massnahmen fokussiert und die Kosten für Innovation, Entwicklung und Marketing landen dort, wo sie Effekt erzeugen: beim Zielkunden! Deshalb muss die Organisation eines Unternehmens den Wandel vom Effizienzdenken hin zum Effektivitätsdenken meistern. Effizient sein ist die Pflicht jeder Organisation, die Kür ist, effektiv zu sein! Dies ist die Herausforderung im Digital Shift.

Die neue Rolle von Design
Damit die Transformation von Geschäftsmodellen und Organisationen gelingt, muss dem Design eine zentrale Rolle zukommen. Design ist das Mittel einer Organisation, für Kunden relevant und differenzierend zu sein.

  • Design hat im Gegensatz zur klassischen Unternehmensberatung die empirische Grundlage und die kreative Fantasie, die Zukunft zu beschreiben. Denn Design kann die Bedürfnisse der Kunden und Szenarien für Anwendungen antizipieren und in Prototypen umsetzen.
  • So baut Design nach außen Brücken zu den Kunden und ist intern der Schlüssel zur strategischen Steuerung von Innovationsprozessen in komplexen Strukturen. Und zwar als organisationsweite Kulturtechnik und nicht, im klassischen Verständnis von Design, als blosses Gestalten von Produkten und Technologien zur Absatzförderung.
  • Mit Design als Kulturtechnik gelingt es überhaupt erst, alle Mitarbeiter in einer Organisation für Innovationen zu begeistern, ihnen Freiräume und Tools zu geben, damit sie kreatives und disruptives Denken wagen, zu Veränderungen bereit sind und so echte Werte schaffen.

Unser Selbstverständnis
Für Prenew ist der Digital Shift kein Disruptions- Tsunami, der alles Bestehende hinwegfegt, sondern ein Prozess, den wir planvoll gestalten können und der völlig neue Entwicklungsperspektiven und wirtschaftliche Wachstumspotentiale eröffnet. Wir wollen Unternehmen und Marken dabei helfen, das Richtige zu tun, um ihre Kundenbeziehungen wertvoller zu gestalten. Aber das bedeutet nicht nur mehr Umsatz und Gewinn, sondern auch eine tiefere und bedeutungsvollere Beziehung der Menschen zu ihren Dingen und digitalen Repräsentationen – und als Konsumenten zu ihren Produkten, digitalen Services und Marken. Dazu entwickeln wir mit unseren Kunden die Führungsinstrumente, mit der sie herausragende, relevante sowie differenzierende Kundenerlebnisse schaffen können und die Organisation des Unternehmens auf effektive Gestaltung ausrichten können. So schaffen wir Werte.

Von Thomas Huber | Juli 2020